Gäste aus Portugal und Kapverden besuchten die KAB im Bistum Aachen

Delegation beim Volksverein Mönchengladbach (1. Okt. 2025) (c) Thomas Hohenschue

 

Anfang Oktober 2025 hatte die KAB im Bistum Aachen Besuch. Gäste von der portugiesischen Partnerorganisation LOC und von der Katholischen Aktion in Kapverden reisten mit der KAB quer durch die Diözese.

Ziel dieser Besuche ist es, voneinander zu hören und zu lernen. Immer geht es um die Frage, wie benachteiligte Menschen würdig leben und arbeiten können.

Der Weg führt nicht immer in den regulären Arbeitsmarkt zurück –
was zählt, ist die Teilhabe aller

Am 1. Oktober 2025 machte die große Reisegruppe Halt beim Volksverein Mönchengladbach. Vertriebsleiter Peter Settele führte die portugiesischen und kapverdischen Gäste durch die Betriebsstätte mit ihren Beschäftigungs-, Bildungs-, Beratungs- und Begegnungsangeboten. Der ganzheitliche Ansatz dieser Arbeit beeindruckte die Besucherinnen und Besucher.

Peter Settele machte deutlich, dass ein Viertel der Menschen, mit denen der Volksverein arbeitet, wieder in den regulären Arbeitsmarkt findet. Zugleich betonte er, dass die übrigen drei Viertel dank der Betriebsstätte eine Tagesstruktur und Teilhabe erfahren. Damit machen alle Energie und alles Geld, das hier investiert wird, großen Sinn.

Johannes Eschweiler ordnete diesen Einsatz in größere Zusammenhänge ein. Zum einen steht die Einrichtung wie die Stiftung Volksverein auch in einer stolzen, mehr als 130 Jahre alten Tradition des Arbeiterbildungsverbandes „Volksverein“. Zum anderen geht es den Verantwortlichen darum, öffentliche und politische Impulse zu setzen.

Als Partner in dieser Arbeit, die selbst schon eine Institution in Mönchengladbach geworden ist, engagiert sich die KAB im Netzwerk der kirchlichen Arbeitslosenarbeit im Bistum Aachen. Diese Struktur Außenstehenden zu vermitteln, ist immer eine Herausforderung, erst recht, wenn sie aus Ländern kommen, die Tausende Kilometer entfernt sind.

Die Gäste schauten und hörten sich alles neugierig an, stellten Nachfragen, notierten fleißig. Bei manchen Sofas, die es im Sozialkaufhaus des Volksvereins gibt, hätten sie schon gerne zugegriffen. Dass die Schreinerei die Holzadler, die später von Schützen heruntergeschossen werden, so liebevoll herstellen, warf Fragen auf.

Dass im reichen Deutschland auch nicht alles Gold ist, was glänzt, wurde in Diskussionen spürbar. Und kürzlich suchte den Volksverein selbst ein Tiefschlag heim. Starkregen überflutete das Untergeschoss und vernichtete eine Menge Technik, Böden, Mobiliar. So geriet die Stippvisite von KAB, LOC und Katholischer Aktion ungeplant zum Solidaritätsbesuch.

Die Bevölkerung beteiligen, damit das Rheinische Revier eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft hat

Gäste der Aachener KAB, der portugiesischen LOC und der kapverdischen Katholischen Aktion besuchten den Tagebau Garzweiler II und das Cafe Nr 5 als Ort der zivilgesellschaftlichen Vernetzung

Die Folgen des Rohstoffhungers sind international ein zentrales Thema. Raubbau an der Natur, Aufheizung des Klimas, Verlust von Heimat zählen dazu. Auch im Bistum Aachen spielt das eine große Rolle. Früher industriell geförderte Steinkohle und bis heute riesige Braunkohletagebaue bestimmen das Bild. Die KAB begleitet die flankierenden Konflikte seit Jahrzehnten.

Am 2. Oktober 2025 war Gelegenheit, diese Herausforderung und die unzähligen Geschichten, die sich damit verbinden, den Gästen von LOC Portugal und Katholischer Aktion Kapverden zu erzählen. Zu den Menschen, die etwas dazu beitrugen, gehörten Eva Bongartz und Jonathan Querg vom Nell-Breuning-Haus. Das ist ein Bildungszentrum in Herzogenrath, das von der KAB mitgetragen wird.

Das Haus verantwortet zwei Projekte, welche dem Strukturwandel der Region partizipative Impulse geben. Unter dem Dach der Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier wird zivilgesellschaftliche Vernetzung gefördert, mit beachtlichen bürgerschaftlichen Initiativen. Die KAB bringt sich hier ein, im Bündnis mit anderen katholischen Akteuren wie dem Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Aachen.

Kommunale Planungen ergänzen, jenseits wirtschaftlicher Perspektiven

Das zweite Projekt ist das Cafe Nr 5 in Berverath, das bereits nach einem Jahr beachtliche Erfolge erzielt hat. Hier geht es darum, den Menschen einen Treffpunkt sowie einen Versammlungs- und Veranstaltungsort zu geben, damit sie eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft in den geretteten fünf Dörfern besprechen und mitgestalten können. Das ergänzt und bereichert sehr gut kommunale Planungen und übergeordnete Verfahren und bringt andere Perspektiven ein, die sich von wirtschaftlichen Interessen abheben. 

Worte allein reichen nicht, um spürbar zu machen, worum es bei dem vielschichtigen Ringen um die Zukunft des Rheinischen Reviers geht. Den Widerstand gegen den Braunkohleabbau gibt es seit Jahrzehnten. Beim Besuch des Aussichtspunktes bei Jackerath wurde die Dimension des Eingriffs in die Natur deutlich. Das komplettierten später Bilder aus Dokumentarfilmen rund um den Widerstand gegen Garzweiler II. Beklemmende Eindrücke vermittelten auch die Stippvisiten verschiedener Dörfer, die sich nun im Übergang befinden. Verlassene Häuser, verwilderte Gärten, ein Lebensraum ohne Menschen.

Die Gäste bekamen jedoch auch Hoffnungssignale in das Gepäck ihrer heutigen Reiseeindrücke. Dazu zählte die kleine Kapelle in Beverath, die ebenso wenig wie das Dorf dem Bagger zum Opfer fiel und heute als Ort des Gebets zugänglich ist - ein Zeichen der Ermutigung, dass es mit den geretteten, aber teilweise verlassenen Dörfern weitergeht.

Partnerschaft und Glaube verbinden ebenso wie der Einsatz für menschenwürdige Arbeit

Am Ende einer intensiven Reisewoche feierten die Gäste aus Portugal und den Kapverden mit Menschen aus der KAB, LOC und portugiesischen Gemeinden des Bistums Aachen

Es gibt Tage, da führen alle Fäden zusammen. So ein Tag war der 5. Oktober 2025. In der Kirche St. Josef in Aachen. Menschen aus portugiesisch-sprachigen Gemeinschaften und der deutschen KAB feierten zusammen Gottesdienst. Mit dabei: die Gäste von der portugiesischen LOC und der kapverdischen Katholischen Aktion. Gemeinsame inhaltliche und spirituelle Klammer: der Tag der menschenwürdigen Arbeit. Im Anschluss feierten alle die Begegnung bei leckeren Speisen und Getränken.

Am Ende einer intensiven Woche mit vielen Eindrücken traten die Gäste aus Portugal und den Kapverden mit deutsch-portugiesischen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern aus dem Bistum Aachen vor Gott. In einem zweisprachigen Gottesdienst dankten sie für die Gaben, die uns geschenkt sind. Zum Erntedank gehörten Brot und Reben, aber auch die Spiritualität und die Musik – und als Symbol ein Stein, der vom Rohstoffreichtum berichtet, Fluch und Segen zugleich.

In Gebeten und Fürbitten bezog die Gottesdienstgemeinschaft die KAB-Partnerorganisationen in Madagaskar ein, ist doch auch bei ihnen die Menschenwürde durch Ausbeutung gefährdet. Der Einsatz für die Menschenrechte ist ein universeller, das wurde in dieser Stunde einmal mehr deutlich. Auch der Glaube ist international und verbindet. So bewegend spürbar war das in den fröhlichen Ausdrucksformen der kapverdischen Gäste und beim Vaterunser, das Hand in Hand gebetet wurde.

Dass Partnerschaft das Tor zur Freundschaft aufstößt, erlebten alle, die mit zum Mittagessen in die Offene Tür Josefshaus kamen, die Gäste aus Portugal und Kapverden, aus KAB und LOC in Deutschland, aus portugiesischen Gemeinden im Bistum Aachen. Wie bereichernd das Miteinander ist, zeigte sich nicht zuletzt bei der überbordenden Fülle selbst gemachter Köstlichkeiten. Rasch verzauberte sich der vordem nackte Saal in einen Raum des Lebens und des Lachens.