Partnerschaftsbesuch bei der Katholischen Aktion von Kapverden vom 13.-20.1.24

Ein Bericht von Fabio de Matos

Kap Verde: Partnerschaftsbesuch Januar 2024 (c) Foto: Fabio de Matos
Datum:
Do. 11. Apr. 2024

Teilnehmer aus Deutschland und Portugal: Fabio de Matos, Pfarrer Roberto Veras Silva, Johannes Eschweiler und Américo Monteira (LOC/MTC Portugal)

Freitag, 13. Januar 2024 Auf geht’s nach Kap Verde. Um 13:10 Uhr ging es von Düsseldorf aus nach Lissabon. Es warten ein paar interessante Tage auf uns mit Bildung und intensivem Austausch. Wir freuen uns sehr darauf. Unser Freund Americo Monteiro Oliveira ist bereits vor Ort und erwartet uns.

Samstag, 14. Januar 2024 Der erste Tag verlief sehr angenehm. Wir haben einen tollen und sehr christlich geführten ersten Seminartag gehabt.
Wir konnten sehr viele Eindrücke der aktuellen Schwierigkeiten im Land aufnehmen und unsere Probleme teilen. Es gibt viele Punkte, bei denen wir uns gleichen/ähneln. Wie bspw. die abnehmende Teilnahme von Jugendlichen bei christlichen Bewegungen. Morgen geht es nach São Lourenço dos Orgãos zu einer Gesamtmesse für alle sieben Pfarren. Es werden ca. 800 Christen erwartet.

Sonntag, 15. Januar 2024 Heute haben wir eine Fahrt von Praia nach São Lourenço dos Órgãos gemacht. Dort haben wir zuallererst den landwirtschaftlichen Betrieb von Luciano mit seinen Nutzpflanzen besucht. Hier zeigt sich auch wieder, dass es ein fruchtbares Land sein kann, wenn man nur ausreichend Wasser zur Bewässerung bereithält. Ebenfalls auf dieser Fläche hat er seine Brennerei, bei der er den sogenannten Grogue (Grappa aus Zuckerrohr) herstellt. Alles natürlich in sehr einfachen Verhältnissen. Aber es bringt ihm so eine weitere Einnahmequelle und auch zum Eigenverbrauch eine gute Möglichkeit. Tatsächlich hat er uns von den Problemen mit den „Wildhühnern“ erzählt, die ihm seine Tomatenernte madig machen.
Im Anschluss waren wir zur großen Messfeier in der Kapelle der Gemeinde und haben mit ca. 800 Teilnehmern einer 2 stündigen und 45 minütigen Messe beigewohnt. Es sind sieben Gemeinden dort zusammengekommen, bei denen es die katholische Aktion gibt. Eine große Bewegung, die aber auch zunehmend mit dem demographischen Wandel zu kämpfen hat. Es wird ein großer Mangel an Jugendlichen beklagt. Im Anschluss haben wir ein gemeinsames Mittagessen erlebt und sind erneut in den „Tempel“ gezogen, um von jeder Gemeinde eine Vorstellung zu erleben. Ein hervorragender Sonntag.

Montag, 16. Januar 2024 Tag drei auf den Kap Verden wurde genutzt, um die alte Stadt und das dort befindliche Franziskaner-Kloster (die Ruinen) zu besuchen. Ebenfalls wurde die Festung besichtigt, von wo aus das Land verteidigt wurde. Ein wenig zur Geschichte der Entstehung der Insel und der Vergangenheit. Dort ist auch im Tal noch eine sehr fruchtbare Gegend.
Im Nachmittag hatten wir dann ein Treffen mit dem Dom Cardial Arlindo Furtado, bei dem wir die Komplikationen noch einmal erörtert haben, die bei ihnen regieren und die bei uns vorherrschen. Es gab einen regen Austausch, bei dem er auch seinen Unmut äußern konnte zur Behandlung der kapverdischen Geistlichen auf dem portugiesischen Festland. Hier wurde leider schon des Öfteren eine Aufnahme abgelehnt aus der Region um Lissabon, was ihn sehr verärgert. Hier will er noch einmal einen Austausch haben, um dies für die Zukunft zu verändern. Trotz Wolken scheine ich mir heute meine Kopfhaut etwas zu sehr gebräunt zu haben.

Dienstag, 17. Januar 2024 Tag vier auf den Kap Verden hat uns im ersten Teil zur Schule „Centro Educativo de Coração de Jesus“ in São Pedro gebracht. Hier konnten wir ein Katholisches Bildungshaus besuchen, welches vor einigen Jahren erst eröffnet wurde. Dieses befindet sich im ärmlichsten Teil dieser Insel. Es wird hier versucht den Kindern eine gewisse Sicherheit zu bieten und einen geregelten Tagesablauf. Die Kleinsten können von morgens 7 Uhr bis abends 18 Uhr dort verbleiben. Es befindet sich dort ein Kindergarten und es wird bis zur 10. Klasse geschult und Bildung vermittelt (unterrichtet). Ein sehr interessantes und geordnetes Haus, was aus Spenden gegründet wurde und von Nonnen geführt wird.
Im Anschluss waren wir auf der Fazenda da Esperança. Ein Konzept, bei dem Drogenabhängige nach einem Entzug und einigen Untersuchungen Zuflucht finden. Dort wird dann für zwölf Monate gelebt, gearbeitet und Zugang zum christlichen Glauben gefunden. Dort wurden bereits mehrere Häuser durch die reine Arbeitskraft der dort Aufgenommenen errichtet. Aktuell wird ein eigenes Gotteshaus (Kirche) gebaut. Zwei Personen haben auch ihren Leidensweg vorgetragen und davon erzählt, wie es sie befreit hat, dass sie zum Glauben gefunden haben. Weg vom Kokain und Crack. Sehr bewegend und eindrucksvoll, welche Arbeit dort geleistet wird.
Im Anschluss waren wir bei Senhorinha Sousa zuhause. Mit ihr hat damals auch die Partnerschaft begonnen und es wurde immer der Kontakt gehalten. Sie hat mir gezeigt, wie sie aus Maismehl mit Banane oder Süßkartoffel einen Teig macht, diesen mit Thunfisch füllt und im Anschluss in Öl frittiert. Leckere pastéis de milho. Ebenfalls habe ich eine andere Art der Herstellung von CusCus kennengelernt, bei der eine Tonform mit Butter eingerieben wird. Dort kommt dann die CusCus/Zucker Mischung rein und wird auf einem Topf mit Wasserdampf gegart. Somit entsteht quasi ein Kuchen, den man dann in Scheiben schneiden kann und mit Zuckerrohrhonig, Butter oder Käse essen kann.
Von da aus ging es dann zu Luciano nach Hause. Er ist in der Gemeinde sehr bekannt und ein geschätztes Mitglied. Er war Lehrer und ebenfalls in der Katechese sehr aktiv. Er sagt, es gibt keinen, der in seinem Ort nicht von ihm im Glauben begleitet wurde. Ob Erstkommunion, Firmung, Taufvorbereitung oder Ehevorbereitungskurse. All dies hat er gemacht. Wir sind mal ein paar Straßen mit ihm bis zu unserer Unterkunft gegangen und kamen kaum zwei Meter weit, ohne dass er jemanden gegrüßt hat oder kurz gesprochen hat. Eindrucksvoll. Morgen gibt es mehr.

Mittwoch, 18. Januar 2024 Tag 5 auf den Kap Verden ist mit einer Fahrt zu einer der höchstgelegenen Kapellen gestartet. Von da aus ging es dann für drei Mitreisende auf der Ladefläche des Pick-Up und weitere fünf im Inneren des Fahrzeuges weiter zu einem sehr schönen Aussichtspunkt in „Rui Vaz“ mit einem tollen Blick ins Tal und auf die anderen vielen Berge.
Im Anschluss haben wir eine Frauengruppe mit ihrem Projekt der Sozialen Ökonomie in Longueira besucht, wo wir auch zu Mittag gegessen haben. Nach dem Tee gab es dann noch einen kulturellen Teil mit Gesang und Tanz. Diese Gruppierung war sehr interessant. Sie konnte sich vor ca. 15 Jahren durch Mikrokredite als Gemeinschaft selbst organisieren und entsprechend investieren, um eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen. Die zurückgezahlten Mikrokredite wurden dann im Anschluss mit einem größeren Kreditrahmen erneut aufgenommen und wieder investiert und zurückgezahlt. Nach ca. fünf Jahren stand dann ein Haus, das aus eigenen Mitteln und eigener Arbeitskraft entstanden ist, wo heute die Gemeinschaft und die gemeinschaftliche Handarbeit ausgelebt wird. Mittlerweile wird hier viel hergestellt (Näharbeiten in Form von Taschen, Puppen, etc.), was dann exportiert nach Frankreich, Portugal etc. zum Weiterverkauf kommt.
Sodann wurde durch uns die örtliche Schnapsbrennerei besucht, bei der Grogue (Zuckerrohrschnaps) hergestellt wird. Hier werden ca. 200 Liter täglich produziert. Beeindruckend.
Als Nächstes ging dann die Rückreise auf ca. 30 km wieder für drei auf der Ladefläche zurück nach Praia. Abenteuerlich. Und da ich sturerweise keine Sonnenmilch aufgetragen habe, kann ich auch sagen, dass ich mir einen Sonnenbrand geholt habe. Selbst schuld! Mal schauen, was wir morgen machen. Hier ist der Gestaltungsraum uns komplett alleine überlassen.

Donnerstag, 19. Januar 2024 Tag 6 und damit der letzte Tag auf den Kap Verden für diesmal. Wir hatten eine freie Zeiteinteilung und konnten diese nutzen, um die Insel weiter zu erkunden und den Entwicklungszustand zu sehen.
Wir sind einmal bis auf die andere Spitze der Insel gefahren. Tarrafal. Ein Ort, wo es auch noch hellen Sandstrand gibt und nicht wie auf dem Rest von Santiago mit Steinen oder dunklem Sand. Es führt quer durch eine Bergregion, die sich wunderschön in die Landschaft schmiegt. Die gerade mal 70 km von Praia nach Tarrafal dauern aber dennoch mindestens 1 Stunde und 30 Minuten. Es gibt ein paar kurze Abschnitte von einer Schnellstraße. Der Rest geht dann überwiegend durch Orte hindurch. Wenn du fast in Tarrafal bist, kommst du vorbei am Camp des langsamen Todes, ein ehemaliges portugiesisches Konzentrationslager.  Wir waren zu Besuch. Was jemals gemacht wurde, ist sehr hart. In Tarrafal angekommen haben wir uns die örtliche Kapelle angeschaut, wo scheinbar gerade ein bis zwei Hochzeiten und mehrere Taufen gefeiert wurden. Dann sind wir über den Marktplatz geschlendert und haben uns an einem Restaurant zum Mittagessen hingesetzt. Bei mir gab es die traditionelle „Catchupa“, begleitet von einem Spiegelei und einem Stück Wurst. Es war sehr lecker. Die anderen zwei haben sich frischen Fisch grillen lassen. Alles war sehr lecker. Gestärkt sind wir dann zum hellen Sandstrand. Dort haben wir uns dann einen frisch gemachten Kiwi-Smoothie gegönnt. Dieser hat hervorragend geschmeckt.
Im Anschluss ging es dann aber auch wieder zurück nach Praia. Unterwegs haben wir noch ein paar kurze Stopps eingelegt, um das ein oder andere zu sehen. Viele Eindrücke, die wir an nur einem Tag gewonnen haben. Jetzt sitzen wir am Flughafen und warten auf die Maschine, die bereits mit Verspätung ankommen wird. Schauen wir mal, wie das dann mit unserem Anschlussflug klappt in Lissabon.

Freitag, 20. Januar 2024 Rückflug