Ermutigung zum Engagement

Prof. Dr. Udo Schmelzle stärkt Projektverantwortlichen

Datum:
Mi. 29. Jan. 2014
Gemeinde- und Stadtteilarbeit stellt Menschen mit ihren Stärken in den Mittelpunkt

Autorin: Tanja Kulig
(28. Januar 2014)

„Ermutigung zum Engagement – Nächstenliebe leben“
„Kraftquelle Mensch“ – unter dieser Überschrift hatte der Kooperationsverbund des Koordinierungskreises Stadtteilarbeit im Bistum Aachen am 17. Januar zum zweiten Mal in das Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath eingeladen. Inhaltlich ging es um die Frage, wie und unter welchen Bedingungen sich „Ermutigung zum Engagement“ in der Gemeinde- und Stadtteilarbeit bereits vollzieht und weiter befördert werden kann. Um sich dieser Frage auf vielfältige Weise zu nähern, setzte die Organisationsgruppe verschiedener kirchlicher Träger im Bistum Aachen auf ein dreiteiliges Format für die Veranstaltung, das sich schon beim ersten Mal bewährt hatte: Der Vorstellung verschiedener Good-Practice-Beispiele folgten ein Impulsreferat und der Transfer und Austausch im Worldcafé.
Einblicke in die gelebte Realität vor Ort boten der Bürgertreff Geilenkirchen, das Jugend- und Stadteilhaus Schicksbaum in Krefeld, der Birgdener  Verein Spiel(t)räume e. V., das Unterstützungsnetzwerk Vergissmeinnicht in der Pfarre St. Josef e. V. in Aachen und das Stadtteilprojekt Eschweiler-West. Bei der Vorstellung der Praxisbeispiele wurde deutlich, wie unterschiedlich sich die Arbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen je nach lokalen Bedingungen, (finanziellen) Rahmenbedingungen und Zielsetzungen der Bürgerinnen und Bürger gestaltet. Gleichzeitig beschäftigen sich jedoch alle Akteure mit der Frage, wie sie Menschen ermutigen können, sich im sozialen Nahraum zu engagieren bzw. ihr Engagement auch längerfristig mit Freude auszuüben.
Diese Fragestellung vertiefte Prof. em. Dr. Udo Schmälzle OFM von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in seinem Vortrag „Ermutigung zum Engagement – Nächstenliebe leben“. Schmälzle eröffnete seine Präsentation mit alarmierenden Zahlen zur Altersarmut und verwies auf die negativen Auswirkungen der sozialen Schichtung auf den Gesundheitszustand, das Auftreten von Schmerzen und die Sterblichkeit. Es sei mit einer Zuspitzung der Armutsproblematik zu rechnen und die kirchlich-caritative Altenarbeit sei vor große Herausforderungen gestellt. Akteure der Gemeinde- und Stadtteilarbeit begegneten vielfältigen Problemlagen in der „Lebenswelt Mensch“ und müssten sich fragen: „Welche Option haben Arme in der Gemeinde? Wer hat das größte Recht, von uns wahrgenommen zu werden?“
Daran anschließend ging Schmälzle der Frage nach, wie sich Engagement in Zeiten von Umbrüchen in Gesellschaft und Kirche vollzieht. Die Entwicklung vom Wohlfahrtstaat zum aktivierenden Sozialstaat sei in vollem Gange. Im Grunde gehe es darum, durch Netzwerkbildung und Sozialraumorientierung bislang verschüttete Ressourcen zu akquirieren und damit die zurückgehende infrastrukturelle Förderung auf lokaler Ebene zu kompensieren. Im Sinne der Menschen vor Ort könne dies nur gelingen, wenn Akteure der kirchlich-caritativen Arbeit nach dem Empowerment-Prinzip arbeiteten. Die Menschen und Lebensräume mit ihren Ressourcen müssten im Vordergrund stehen und Ziel müsse deren (Re-)Aktivierung sein. Wesentliche Konsequenzen seien daher Entwicklungen „weg von der Zentralisierung hin zur Regionalisierung“ und „weg von der Defizit-, hin zur Ressourcenorientierung“. Aktuell seien jedoch nach wie vor 90 Prozent der Hilfestellungen für Menschen in „Komm-Strukturen“ verhaftet. Ein Umdenken müsse daher vielerorts noch stattfinden. Im letzten Teil seines Vortrags widmete sich Schmälzle der Frage, wie die „Diastase zwischen Liturgie und Diakonie“ (Moltmann) aufgelöst werden könne. Für Schmälzle steht fest: „Dort wo Menschen in Verantwortung für Andere gehen, finden sie Sinn. Und dort entsteht Identität.“ Alles beginne mit einem „zulassenden Sehen“ und verschiedene Akteure vor Ort wie auch Haupt- und Ehrenamtliche sollten sich bewusst machen, dass sie dies gemeinsam am besten können.

Im anschließenden Worldcafé wurde sehr angeregt diskutiert. Viele der haupt- und ehrenamtlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlten sich durch die praktischen Beispiele und den Vortrag bestärkt in ihrem Tun. Insofern wurde auch im Rahmen dieser Veranstaltung die „Kraftquelle Mensch“ genährt.

Im Koordinationskreis Stadtteilarbeit im Bistum arbeiten mit:
Diözesaner Caritasverband e.V.  für das Bistum Aachen, KAB Katholische Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Aachen, Nell-Breuning-Haus, Regionaler Caritasverbände für die Regionen Aachen-Stadt und Land sowie Heinsberg, Generalvikariat des Bistum Aachen