Mit Empörung und großer Sorge reagiert die KAB Aachen auf die Überlegungen der Bundesregierung, den Pflegegrad 1 abzuschaffen.
Neben zahlreichen Mitgliedern der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung der Diözese Aachen wären rund 860.000 Menschen unmittelbar betroffen – darunter vor allem ältere Menschen mit leichten Einschränkungen, Menschen mit beginnender Demenz sowie deren Angehörige, die immerhin 86 Prozent aller Pflegebedürftigen versorgen.
Pflegegrad 1 gewährt Zugang zu unverzichtbaren Leistungen: dem monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro, Pflegehilfsmitteln, Zuschüssen für Wohnraumanpassungen und technischen Hilfen wie Hausnotrufsystemen. Diese Unterstützung sichert ein selbstständiges Leben, entlastet pflegende Angehörige, verhindert den schnellen Übergang in höhere Pflegegrade, beugt stationären Verläufen vor. Eine Streichung konterkariert alle Bemühungen, Menschen in ambulanten Settings und nachbarschaftlichen Umfeld zu halten.
Wer diese Leistungen streicht, lässt die Betroffenen im Stich und entwertet das Engagement von Millionen pflegender Angehöriger.
Die angeblichen Einsparungen von nahezu 2 Milliarden Euro jährlich sind eine gefährliche Illusion: Was heute an Unterstützung fehlt, wird morgen durch höhere Pflegekosten um ein Vielfaches übertroffen. Frühzeitige Hilfen wirken präventiv – ihr Wegfall beschleunigt den Abbau von Selbstständigkeit, erhöht das Risiko von Krankenhausaufenthalten und macht einen Umzug ins Heim wahrscheinlicher.
Wir fordern die Bundesregierung und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf:
Alles andere wäre nichts weniger als ein Verrat am sozialen Versprechen unseres Staates gemäß Art. 20 Abs. 1 GG
(„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“).