Flüchtlingsalltag im Übergangsheim Via Stenden
Menschen aus anderen Kulturen und mit fremden Gewohnheiten sind in unserem Dorf, in den Geschäften und auf den Straßen zu sehen. Sie sind uns fremd! Woher kommen sie? Was haben sie erlebt? Wie sieht ihr Alltag aus? Was bedeutet es, fremd zu sein?
Viele Besucher kamen zu einem Informationsabend, zu dem KAB und kfd am 23. März ins Marienheim geladen hatten. Anna Stenmans aus Kerken, die bis Februar die Kleiderkammer in Via Stenden leitete, hat in dieser Zeit viel über die Menschen dort erfahren und berichtete uns über deren Situation. Gerade wegen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit konnte sie auch einen menschlichen Blick auf diese fremden Menschen werfen. Gute Akzeptanz für die Flüchtlinge zu schaffen war ihr von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Erfreulicherweise fanden Spendenaufrufe in Kerken und St. Hubert eine sehr gute Resonanz, und so konnten viele Sachen, vor allem auch Spielzeug für die Kinder, verteilt werden. Logistisch war das anfangs schwierig; noch heute stapeln sich im Marienheim Kartons mit Gespendetem. Je nach Bedarf werden auch diese Sachen abgerufen und entsprechend verteilt.
Die Menschen in Via Stenden kommen - nur mit einer Plastiktüte in der Hand - z.B. aus Syrien, Albanien, Irak, Nord-Afrika usw. und haben eine lebensgefährliche Flucht hinter sich. In Deutschland kommen sie ins Erstaufnahmelager nach Dortmund und werden dann noch am gleichen Tag zu einer zentralen Unterbringungsstelle, also auch nach Via Stenden, weitergefahren. Hier bleiben sie ca. 2 - 3 Wochen. Als Erstes erhalten sie neben Kleidung ein sog. Starterpaket, das u.a. aus Bettzeug, Handtuch, Duschgel, Zahncreme usw. besteht. In den früheren Einzelzimmern sind jetzt 6 Personen und in den Doppelzimmern 9 Personen untergebracht. Die Mahlzeiten werden zu bestimmten Zeiten gemeinsam eingenommen. Einmal wöchentlich, und zwar freitags, liefert die Firma Apetito das Mittagessen. Dieses wird dann täglich im Konvektomat aufgewärmt und portionsweise verteilt. Z.Z. ist es den Asylanten nicht möglich, sich selbst etwas zuzubereiten, da in Via Stenden keine Küche ist. Diese soll aber demnächst gebaut und eingerichtet werden. Dinge des täglichen Bedarfs werden einmal täglich ausgeteilt. Die Kleiderkammer, in der wöchentlich 12 Ehrenamtler ca. 100 Stunden arbeiteten, ist mittlerweile wie ein Secondhandladen ausgestattet. Die Kleidung wird zweimal wöchentlich bei Vorlage eines Berechtigungsscheins ausgegeben.
Ab März wurden die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Kleiderkammer vom DRK als Träger der Einrichtung zur "bedarfsgerechten Optimierung" durch Fachpersonal ersetzt. Somit sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht mehr gefragt, was Anna Stenmans sehr bedauert, da sie befürchtet, dass die menschliche Seite und -Anteilnahme nicht mehr möglich sein wird und auf der Strecke bleibt. So sollte mit Hilfe der Ehrenamtler das alte Schwimmbad in Via Stenden umgebaut werden, um den Kindern Platz zum Spielen zu bieten. Diese Idee wurde aber nicht realisiert; inzwischen stehen dort ca. 50 Betten zur weiteren Erstaufnahme.
Außer den Mahlzeiten gibt es für die Asylanten wenig Abwechslung und die Tage werden ihnen gerade bei schlechtem Wetter sehr lang. Der Gang zu uns ins Dorf und in die Geschäfte ist ihnen eine willkommene Unterbrechung. Zu Fuß und manchmal auch eher unsicher auf Fahrrädern sind sie vor allem auf der Stendener Str. unterwegs, um unser Dorf, vor allem aber die Geschäfte wie Edeka, Aldi oder Rossmann zu erkunden. Bei diesen Begegnungen sollten wir - so Anna Stenmans -" keine Scheu haben, auf die Asylanten zuzugehen. Sie sind freundlich und freuen sich über einen netten Gruß."
Bevor Marlies Rüther von der KAB und Kathi Geuchen-Genenger als Vorsitzende der kfd sich bei Anna Stenmans bedankten, ging noch ein Körbchen zu Gunsten der Flüchtlinge in Via Stenden rund. Von dem Gesammelten wird Marlies Rüther für die Flüchtlinge in den entsprechenden Größen Bekleidung kaufen, die nach Absprache eines Termins an die Verantwortlichen in Via Stenden übergeben wird. Wir werden an dieser Stelle auch hierüber berichten.
Zum Schluss äußerte Anna Stenmans den Wunsch, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter demnächst wieder ihre Arbeit in Via Stenden aufnehmen können. Kontakte und Gespräche mit dem maßgebenden Stellen geben dazu berechtigte Hoffnung.
Agnes Hoff