Ein guter Nachbar

Jorge Trigoso - ein wenig weitermachen

Jorge Trigoso (c) KiZ / Andrea Thomas
Datum:
So. 8. Okt. 2017
KirchenZeitung, Ausgabe 40/2017

Jorge Trigoso ist engagiert unterwegs - nicht nur in Baesweiler

„Auf Wiedersehen“ sagt sich nicht immer so leicht. Besonders dann nicht, wenn man etwas zurücklässt, in dem ganz viel von einem selbst steckt.

27 Jahre lang hat Jorge Trigoso sich in der „Gruppe für Ausländerfreundlichkeit“ und im „Nachbarschaftstreff“ in Baesweiler für Migranten und Flüchtlinge engagiert, war Herz und Motor des ehrenamtlichen Projektes. „Es war eine schöne Zeit mit Höhen und Tiefen, wie das Leben“, sagt er mit einem wehmütigen Lächeln. Doch es sei Zeit – im nächsten Jahr wird Jorge Trigoso, dem man das nicht ansieht, 80 Jahre alt – und ein bisschen werde er ja auch weitermachen, nur mit Rücksicht auf Gesundheit und Familie nicht mehr Ansprechpartner für alles und jeden sein. „Zu Hause zu bleiben und fernzusehen, kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich war immer in Bewegung und unterwegs“, sagt er. Geboren und aufgewachsen ist er an der Küste von Peru, nahe Ecuador, und schon als junger Mensch habe er sein Heimatland und dessen Nachbarländer näher kennenlernen wollen. Diese Neugier auf andere Länder, Menschen und Kulturen beeinflusste auch seine Studien- und Berufswahl: Sozialanthropologie. Während seiner Studienjahre in den 60ern habe ihn besonders Gustavo Gutiérrez, Gründer der Theologie der Befreiung, beeinflusst: „Er war Berater und Tutor der katholischen Studentenbewegung, der ich angehörte. Gustavo gab neue Impulse und Orientierung im Kampf gegen die Ungerechtigkeit und Armut. Er war damals jahrelang für mich Begleiter, Freund, ,Compañero‘, Seelsorger auf dem Weg in mein Leben. Wenn ich jetzt zurückblicke, muss ich sagen: Er hat mein Leben geprägt. Dafür bin ich dankbar!“

Hilfe für Flüchtlinge und Migranten

Im Mai 1979 kam Jorge Trigoso über ein Stipendium zum Weiterstudium nach Deutschland. „Mit fast 40“, sagt er und lacht. Sein Plan war es, an der Uni Bonn zu promovieren. Doch ein Teil seines Studiums wurde ihm nicht anerkannt und er musste Scheine und Kurse nachholen. Als sein Doktorvater starb, der ihn sehr unterstützt hatte, hing Jorge Trigoso den Titel endgültig an den Nagel. Er blieb, gründete eine Familie, und Baesweiler wurde seine zweite Heimat. Gemeinsam mit Gleichgesinnten engagierte er sich hier seit den 80er Jahren in der Flüchtlingsarbeit. Unterstützt von Hans-Otto von Danwitz, der zu der Zeit Kaplan in Baesweiler war, gründete er 1990 die „Gruppe für Ausländerfreundlichkeit“. „Wir hatten einen kleinen Kleiderladen in der Gemeinde St. Petrus und waren damit und mit dem Projekt Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder an den Nachbarschaftstreff Setterich angebunden.“ Darüber habe sich dessen Arbeit stärker in Richtung Sozialintegration orientiert. Als die KAB Aachen-Land die Trägerschaft übernahm, wurde Jorge Trigoso Teil des ehrenamtlichen Leitungsteams. Es folgten viele kleine und größere Projekte, um Flüchtlinge und Migranten zu unterstützen, sich hier ein Leben aufzubauen. Seit 2014 bietet die Gruppe wieder verstärkt Sprachkurse und Beratung für Flüchtlinge an, gründete mit der Pfarrei das „Café Willkommen“. In all das steckt Jorge Trigoso neben Zeit auch ganz viel Empathie für die Menschen, die als Fremde zu uns kommen. Weiß er doch selbst noch zu gut, wie sich das anfühlt. „Besonders mache ich Hausbesuche. So lernt man die Leute kennen. Sie freuen sich, wenn man kommt, aber man bekommt auch viele Probleme mit“, berichtet er. Das will er auch noch etwas weitermachen – nur nicht mehr als Vollzeitjob.

von Andrea Thomas