Am 03. April zogen wir erneut durch die Straßen unserer Innenstadt – diesmal bei strahlendem Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen. Zwischen 18:00 und 19:30 Uhr fand der diesjährige Kreuzweg der Solidarität statt. Eine Veranstaltung in Düren, die inzwischen zur Tradition geworden ist. Sie wurde organisiert von Arbeitnehmerseelsorger und Pfarrvikar Ralf Linnartz in Zusammenarbeit mit der KAB, dem DGB, dem Caritasverband Düren-Jülich, dem Katholikenrat Düren und den Arbeitslosenzentrum.
Immer mehr Menschen schließen sich diesem besonderen Weg durch die Innenstadt an – und das aus gutem Grund: Denn dieser Kreuzweg bringt das Leid heutiger Menschen zur Sprache. Er macht aufmerksam auf ungerechte Arbeitsbedingungen, auf Armut, Ausgrenzung und gesellschaftliche Kälte – und setzt dem Mut, Hoffnung und ganz konkrete Solidarität entgegen.
„Solidarität – Antwort für die Welt“ war unser gemeinsames Lied zum Abschluss – und vielleicht auch das Herzstück dieses Abends.
Lebendige Zeichen auf unserem Weg
Startpunkt war die Marienkirche. Von dort gingen wir gemeinsam los – mit dem Kreuz, Bannern, Gebeten, Gesängen und vielen Gedanken im Gepäck.
An der 1. Station am Rathaus thematisierte der Katholikenrat den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In Zeiten von Polarisierung, Hass in sozialen Medien und Populismus braucht es Menschen, die Brücken bauen. Drei Jugendliche blieben neugierig stehen, kamen ins Gespräch, fragten: „Was bedeutet eigentlich Solidarität?“ – Ein schöner Moment.
In der 2. Station auf dem Marktplatz, gestaltet vom Caritasverband, ging besonders um das Thema „Integration“. Eine Gruppe ukrainischer Frauen, die in einem Sprachkurs im „Sozialen Zentrum St. Joachim“ die deutsche Sprache lernen, sang ein ukrainisches Lied – in weißen Blusen mit kunstvoll bestickten Blumen. Ihr Gesang war ein starker Ausdruck von Würde, Zusammenhalt und Hoffnung, der allen zu Herzen ging!
Die 3. Station wurde vom DGB vorbereitet. Peter Nießen (aus Birkesdorf) berichtete eindrücklich über seine Beratungstätigkeit. Er machte deutlich: Eine gute Rente muss das Leben würdigen – nicht nur überleben ermöglichen. Gerechte Entlohnung, stabile Renten, Tariftreue – das sind zentrale Forderungen des DGB, damit niemand im Alter in Armut rutscht.
Für mich persönlich besonders eindrucksvoll war die 4. Station, gestaltet von der KAB – meiner eigenen Weggemeinschaft. Auf unserem Kreuz- Weg durch Düren begegneten wir etlichen Paketzusteller*innen, die noch spät abends unterwegs waren. An unserer Station machten wir auf ihre oft prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam. Lieferkomfort darf nicht auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden.
Die 5. Station führte uns zum Arbeitslosenzentrum. Die Beratungsstelle berichtete eindrücklich von ihrer Arbeit mit langzeitarbeitslosen Menschen – von Vorurteilen, Einsamkeit, aber auch von kleinen Erfolgen und der Kraft der Begegnung.
Zum Abschluss kamen wir in der Seminarkapelle des Caritasverbandes zusammen – zum Singen, zum Gebet, zum Teilen von Brot und Wein. Der Refrain unseres Abschlussliedes hallte noch lange nach:
„Solidarität – Antwort für die Welt. Miteinander geh’n, dass die Ohnmacht fällt.“
Warum wir gehen
Der Kreuzweg der Solidarität ist kein Marsch der Anklage – sondern ein Ruf Menschlichkeit zu leben! Wir zeigen: Solidarität ist möglich – und sie wird gelebt!
Was mich an diesem Abend bewegt hat? Dass wir gesehen wurden. Dass junge Menschen Fragen stellten. Dass Menschen stehenblieben und zuhörten. Dass Lieder Brücken bauten. Und dass wir gemeinsam für eine bessere, gerechtere Welt unterwegs waren.
Leben wir weiter solidarisch – mitten im Alltag, mit offenem Herzen und offenen Augen.