Die Welt nicht Welt sein lassen

Projekt „ÜberLebensKunst“ von Misereor, der Stiftung ZASS und der KBE zu aktuellen Zukunftsfragen

35_Kunstprojekt (c) Andrea Thomas
Datum:
Fr. 29. Aug. 2014
Nachrichten zu verfolgen, macht derzeit keinen Spaß. Aber auch jenseits der aktuellen Schlagzeilen zu weltweiten Krisen, Klimawandel oder dem transatlantischen Freihandelsabkommen stellt sich die Frage: Ist das die Welt, in der wir morgen noch leben wollen?

Dieser Frage hat sich das Projekt „Wohin gehst du mensch? ÜberLebensKunst in Zeiten der Globalisierung“ gestellt. Dabei kooperierten Misereor, Stiftung Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung (ZASS) und Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE). Auf vielfältige Weise hat es in den vergangenen anderthalb Jahren Menschen in Gemeinden, Verbänden oder Bildungseinrichtungen angeregt, sich mit den Herausforderungen der Weltgesellschaft auseinanderzusetzen und sich zu positionieren, die Welt nicht einfach Welt sein zu lassen. „Was alle angeht, muss auch von allen beraten werden“, zitiert Jörg Siebert, bis 2014 bei Misereor zuständig für entwicklungspolitische Erwachsenenbildung und Ehrenamt und Initiator des Projektes, Bundespräsident Joachim Gauck.

Es brauche eine wache Gesellschaft, um kritischen Einfluss geltend zu machen, und Kirche sei ein Teil davon. Dazu habe er Partner gesucht und in der Stiftung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) ZASS und der KBE gefunden. „Da ist eine Vernetzung entstanden, auf die wir sicher weiter aufbauen werden“, sagt Mechthild Hartmann-Schäfers (ZASS). Besonderer Ansatz von „ÜberLebensKunst“ (ein bewusst gewähltes Wortspiel) ist, sich kreativ mit den schwierigen und komplexen Themen wie Agrarpolitik, Finanzpolitik, weltweite Arbeitsbedingungen, Klimapolitik oder Umgang mit Rohstoffen zu beschäftigen und so Menschen jeden Alters und jeden Bildungsstands den Einstieg zu erleichtern. Dazu zählt unter anderem die Zusammenarbeit mit der Künstlerinnengruppe „Dreieck.triangle.driehoek“ in der Euregio Maas-Rhein. Die 25 Künstlerinnen haben sich ganz individuell und persönlich damit auseinandergesetzt und Bilder für die Fragen und Sorgen gefunden, die das Projekt aufwirft. Zwölf dieser Arbeiten sind in ein Poster-Set eingeflossen, das Bild „Wohin gehst du, Mensch?“ von Hanne Werhan ist Titelmotiv und Teil des Projekttitels geworden.

 

Multiplikatoren wurden ausgebildet

Kreativität war auch ein zentraler Aspekt der Ausbildung von 30 Frauen und Männer zu Projektmultiplikatoren durch ZASS. In drei Workshops („Fotografie“, „Form und Farbe“, „Theater“) haben sie Methoden erlernt und erprobt, die sie in die Bildungsarbeit mit Gruppen einbringen. Die Ergebnisse waren im Frühjahr unter anderem im Herzogenrather Nell-Breuning-Haus ausgestellt. Agnes Schnieders, KAB-Sekretärin in Aachen, hat am Workshop „Fotografie“ teilgenommen. „Das Gute an Kreativarbeit ist, dass nichts in Perspektivlosigkeit stecken bleibt, sondern Menschen Visionen entwickeln und Lust bekommen, Handelnde in ihrem eigenen Leben zu sein.“ So könnten insbesondere auch Menschen, die sich sprachlich nicht gut ausdrücken können, sagen, was ihnen wichtig ist.

Über 100 Veranstaltungen und Aktionen bundesweit, von der Präsentation beim Katholikentag über Seminare, Workshops bis zu Ausstellungen der Plakate, zeigen, dass der Ansatz der Projektverantwortlichen funktioniert. „Ich bin begeistert, wie viele unterschiedliche Zielgruppen sich haben ansprechen lassen“, zieht Mechthild Hartmann-Schäfers auf der Zielgeraden des Projektes Bilanz. Am 22. November soll bei einer Abschlussveranstaltung im Kölner Kettelerhaus Rückschau gehalten werden. Neben Fotos, Texten, kleinen Filmen und Theaterszenen werden hier auch erstmals die Originale der Plakate gezeigt.

 

Intensive, thematische Auseinandersetzung

Auch Jörg Siebert ist sehr zufrieden mit dem, was das Projekt in Gang gebracht hat. So sei es ihnen beispielsweise gelungen, für das umfangreiche Arbeitsheft prominente Autoren und eigene Fachkräfte zu gewinnen, die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln die Rolle, die Deutschland tatsächlich in der Welt spiele, einschätzen. Auf vielen Ebenen sei sich sehr intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt worden. Als Beispiel nennt er eine Tagung in Berlin „Spurensuche – Stadtkultur“ im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 unter anderem zur Frage: „Wie kommt Neues in die Welt?“

Außerdem ist das Projekt über Misereor in die Lehrerfortbildung eingeflossen und in die Materialien zur Fastenaktion 2014. Beeindruckt hat ihn auch, „welche reichhaltigen Strukturen es für kirchliche Bildungsarbeit gibt, wenn es gelingt zusammenzuarbeiten“. Prüfstein für die Zukunft ist für ihn 2015, mit dem Auslaufen der Milleniumszielvereinbarungen, der Klimakonferenz in Paris und dem Transatlantischen Freihandelsabkommen. Die Weltgemeinschaft müsse da Klarheit schaffen, wie es weitergeht, und da seien auch die Kirchen gefragt.

 

Info

Informationen und Hintergründe zum Projekt „ÜberLebensKunst“ sowie zu den verschiedenen Veranstaltungen sind unter www. projekt-ueberlebenskunst.de abrufbar. Die Seite wird auch nach dem offiziellen Projektende weiter gepflegt und aktualisiert. Auch die über Misereor vertriebenen Begleitmaterialien (Arbeitsheft, Poster-Set, CD und Folder) sind hier weiter erhältlich.