Einen guten Einblick in das Engagement der KAB Gruppe ermöglicht ein Artikel der Rheinischen Post
RP 16.09.2015 / von Ingrid Flocken
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) organisiert Sprachkurse für Asylbewerber in Brüggen und Bracht.
Ehemalige Lehrer stellten sich ehrenamtlich zur Verfügung, um Deutsch für Kinder und Erwachsene zu unterrichten.
BRÜGGEN: Gudrun Siebert hält ein großes Blatt Papier hoch, auf dem sie auf Deutsch mehrere Fragen geschrieben hat. Vor ihr sitzen in der ehemaligen Landesjagdschule, die als Flüchtlingsunterkunft dient, acht Erwachsene zwischen 20 und 41 Jahren mit ihren Kindern von fünf bis zwölf Jahren, die aus verschiedenen Ländern gerade erst in Brüggen angekommen sind und sich für einen Deutsch-Kursus gemeldet haben, der für die Asylbewerber nicht obligatorisch ist. Die jungen Familien haben schon einiges gelernt, obwohl sie erst zum dritten Mal in die Landesjagdschule kommen. Ihr „Guten Tag“ klingt schon fast akzentfrei. Als nächstes sollen sie ihren Namen nennen und wie alt sie sind – alles wichtig, vor allem bei Behördengängen. „Ich bin … Jahre alt“, sprechen sie mühsam, die Zahl schreiben sie noch auf einen Zettel. Gudrun Siebert spricht ihnen die Zahl vor, jeder wiederholt sie. Doch zum Schluss stellt die Lehrerin fest, dass alle – auch die Kinder – schon von 1 bis 20 auf Deutsch zählen können. Nur mit der Aussprache hapert es noch. Aber sie sehen sofort, wenn Gudrun Siebert eine Zahl übersieht: „Die Sieben!“ Dann heißt es weiter: „Ich komme aus Irak (zum Beispiel).“ Und dann: „Ich spreche Deutsch und Irak.“ Gudrun Siebert verbessert: „Irakisch heißt das.“ Alle aber können schon sagen: „Ich wohne in Brüggen.“
Dann sollen sie im Chor die einzelnen Sätze sprechen – und das klappt dann schon richtig gut. Auch das „Auf Wiedersehen“ hört sich gut an. „Wunderbar“, lobt ihre Lehrerin denn auch sofort. Im Nebenzimmer versucht ein 17-jähriger Syrer, der seit Anfang August in Brüggen lebt und sehr wissbegierig ist, mit Hilfe seines Handy ins Internet zu kommen, das er vor allem für seine Aussprache der deutschen Wörter nutzt. Gleichzeitig bringt ihm Hans Günter Krambröckers die ersten Grammatik-Begriffe bei und den Unterschied der Artikel – der, die und das.
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Bracht organisiert für zurzeit 60 Asylbewerber in der Gemeinde Deutschkurse: einen im Pfarrheim Bracht, zwei in der Jagdschule Brüggen und einen im DRK Zentrum Bracht. Sie wollen so schnell wie möglich verstehen und verstanden werden, und so hat sich die KAB Bracht am „Runden Tisch Asyl“, an den die Gemeinde Brüggen gerufen hatte, zur Durchführung von Deutschkursen bereit erklärt. Fünf ehemalige Grundschullehrerinnen und ein Lehrer stellten sich ehrenamtlich zur Verfügung. Für die Bereitstellung von Material und zwei Computer ging Koordinator Krambröckers bei Unternehmen „betteln“. Er freut sich, dass die Asylbewerber so fleißig lernen: „Wir sind mit ganzem Herzen dabei.“