In Aachen, Mönchengladbach und Krefeld besuchte der Nikolaus punktgenau am 6. Dezember LKW-Fahrer:innen vor allem aus osteuropäischen und Nicht-EU-Ländern auf verschiedenen Rast- und Parkplätzen in der Nachbarschaft der drei großen Städte.
Zum Hintergrund dieser Nikolausaktion: diese Fahrer:innen, die kreuz und quer durch Europa fahren - und zwar für uns Verbraucher:innen – arbeiten unter prekären und z.T. menschenunwürdigen Bedingungen: fern von ihrer Heimat, monatelang unterwegs, oft krank und ohne Krankenversicherung, unter Zeitdruck, bezahlt unter Mindestlohn und ohne Erstattung ihrer Spesen. Sie sind nicht schön: die Geschichten, die uns dieser Fahrer:innen im Rahmen unserer Beratungsarbeit in den letzten Jahren auf den Raststätten erzählen …..
Dieser Nikolaustag, so die Überlegungen der Aktiven, sollte jedoch und gerade darum einem anderen Anliegen dienen: Die mitgebrachten Tüten des Nikolaus brachten den Dank der Aktiven an die unzähligen osteuropäischen LKW-Fahrer:innen zum Ausdruck und sie standen zugleich für die Wertschätzung, die diese Arbeit bei den Aktiven genießt (leider machen diese Menschen auf unseren Straßen andere und traurige Erfahrungen). Und so hieß es dann oft seitens der Fahrer:innen: Danke fürs Danke.
In Krefeld war es eine bunt gemischte mit Weihnachtsmützen ausgestattete Gruppe aus 20 Aktiven. Neben dem Verteilen der Tüten gab die ukrainische Sängerin Radmilla Boochs ein spontanes Konzert mit deutschen, ukrainischen und rumänischen Nikolausliedern.
Einige der Fahrer kamen dazu und sangen mit, als sie die Lieder in ihrer Sprache hörten. Einem ukrainischen Fahrer standen die Tränen in den Augen. Erstmals feiert die Ukraine dieses Jahr ihren Nikolaustag gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche und nicht zeitversetzt, wie es die russisch-orthodoxe Kirche vorschreibt. Auch dies zeigt, dass freie Europa rückt zusammen.
Beteiligt waren
Die KAB-Bezirksleitung Mittlerer Niederrhein, die KAB Anrath und die musikalischen Gäste des deutsch-lettischen Freundeskreises.
Ho ho hoo ...
... hieß es auch auf dem Rastplatz Aachen Nord, als der Nikolaus von LKW zu LKW zog. Begleitet wurden wir auch von der Presse. Prima! Öffentlichkeitsarbeit ist für unser Engagement immer wichtig.
Ein kleiner Bericht (1 min) in der Lokalzeit Aachen bringt aber die Gesichter der LKW-Fahrer gut ins Bild. Der Bericht startet bei 3:40 min.
Nicht alle haben's aufs Bild mit dem Nikolaus geschafft. 10 Aktive trafen sich gegen 14.30 Uhr auf dem Rastplatz Aachen-Nord, fuhren ihre Autos vor und öffneten ihre Autokoffer. Dort zu finden: Echte Schoko-Nikolause | Weckmänner | Mandarinen | Infokarten und, und, und... Um 15.00 Uhr ging's dann los zu den Fahrer:innen.
Beteiligt waren
Beratungsstellen Arbeit Düren, im Kreis Heinsberg (Sitz Geilenkirchen), Städteregion Aachen | KAB der Diözese Aachen | Sachausschuss Kirche und Arbeiterschaft Region Aachen
Gemeinsam mit der Beratungsstelle Arbeit in dem Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach standen wir am Autohof nahe der A 61 in Mönchengladbach und haben die LKW Fahrer:innen mit einem kleinen Präsent überrascht. Schließlich bildete diese Aktion einen Teil unseres Engagements gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse im Transport- und Logistikwesen.
Wir haben an Fenster geklopft, Päckchen an die Außenspiegel gehängt und mit Hilfe unserer der polnischen und ukrainischen Sprache mächtigen Kolleginnen der Beratungsstelle Arbeit das ein oder andere Gespräch gesucht. Das - so die Fahrer - auch in Osteuropa gefeierte Nikolausfest war ein guter Anknüpfungspunkt für Gespräche über ihre Arbeitssituation.
Oftmals hatten die Fernfahrer, die oft wochenlang von zu Hause weg sind und durch das westliche Europa tingeln, Tränen in den Augen. Weniger der mitgebrachten Schokoladennikoläuse oder Weckmänner wegen. Ein Gefühl von Anerkennung, Wertschätzung, nicht vergessen sein, war für diesen emotionalen Moment ausschlaggebend.
Beteiligt waren
Beratungsstelle Arbeit in dem Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V. | Amos eG | Betriebsseeelsorge im Bistum Aachen | DGB Stadtverband Mönchenglabach | KAB Diözesanverband Aachen
Eine kurze Sequenz am Rande hat dann auch uns bewegt.
Unser Nikolaus "Eschi" stellte sich immer wieder den heranrollenden Sattelzügen in den Weg und konnte so sein Geschenk an den Mann, an die Frau bringen.
Ein Fahrer in einem LKW mit deutschem Nummerschild hielt kurz an, kurbelte sein Fenster herunter und meinte nur: "Das ist nett, aber ich möchte niemandem, der es nötiger hat als ich, etwas wegnehmen." Gemeint waren die meist osteuropäischen Fahrer, die für deutlich weniger Lohn fahren als er selbst.
Ein Blickwinkel, den sicher nicht jeder so einfach über die Lippen bringt! Natürlich hat er vom Nikolaus mit einem fröhlichen "Ho Ho Hoo" die Tüte trotzdem bekommen!