Arbeitsrechtler mit großem Herzen

Willi Altgassen - ein KAB - Engagement

Altgassen (c) Andrea Thomas
Datum:
Mi. 20. Jan. 2016
Die KAB war und ist Lebenswerk von Willi Altgassen. Seit 1948 dauert die Beziehung zwischen dem 88-jährigen und seinem Verband nun schon – mit Höhen und Tiefen.

Die Kirchenzeitung Aachen schreibt:

Die KAB-Mitgliedschaft gehörte in seiner Familie schon fast zum guten Ton. Sein Vater, Facharbeiter bei Mannesmann in Duisburg, wo Willi Altgassen aufgewachsen ist, war bereits KABler, dito sein Onkel. So war es nur folgerichtig, dass er nach seiner kaufmännischen Ausbildung bei Mannesmann ebenfalls eintrat. Und er erkannte schnell, welches Sprungbrett sich ihm da bot. „Ich hatte einen guten Draht zum Bezirksvorstand und habe alle angebotenen Kurse mitgemacht“, erinnert er sich.

Früh Gelegenheit ergriffen, sich weiterzubilden

An seinem Esstisch in der kleinen Wohnung in der Aachener Senioreneinrichtung „Papst-Johannes-Stift“ sitzend, wo er seit vier Jahren lebt, geht Willi Altgassen auf Gedankenreise in die Nachkriegsjahre. Eine Anstellung bei der Deutschen-Ring-Versicherung scheiterte 1949. „Ich war als Letzter eingetreten“, erzählt er, und damit auch der Erste, der im Zuge der Währungsreform wieder entlassen wurde. Der Vater brachte ihn im Röhrenwalzwerk von Mannesmann unter. Hier wurde er direkt zum Jugendsprecher gewählt und half schon bald seinen Kollegen bei Anträgen an die Berufsgenossenschaft und anderem Papierkram. Schon zuvor hatte er die Gelegenheit, sich weiterzubilden, beim Schopf gepackt. Das Bistum Münster bot ein dreijähriges Soziales Seminar in Duisburg an. Daran nahm Altgassen ebenso teil wie an Fortbildungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der KAB. 1958 wurde er, inzwischen verheiratet und Familienvater, zum Bezirkssekretär der KAB Aachen gewählt. Sich einzuleben habe eine Weile gedauert, zumal er im Bistum Münster geschätzte Weggefährten wie den Sozialpolitiker und KAB-Diözesansekretär Bernhard Winkelheide und den Münsteraner Weihbischof Wilhelm Wöste zurückgelassen habe, sagt Altgassen.

Josef-Gockeln-Haus mitbegründet

Doch es warteten auch neue Herausforderungen auf ihn. Von 1962 bis 1964 absolvierte er berufsbegleitend ein Studium im Bereich Erwachsenenbildung an der Uni Münster. Sich Fachwissen für seine Tätigkeit anzueignen, war für Altgassen selbstverständlich. Sein Fachgebiet wurde das Arbeits- und Sozialrecht. „Als Bezirkssekretär brauchte ich Vertretungsrechte am Arbeits- und Sozialgericht“, sagt er. Anfang der 70er Jahre fragte ihn die in Geilenkirchen entstandene Akademie für angewandte Betriebswirtschaft, ob er kein Interesse habe, dort im Bereich Recht als Lehrer tätig zu werden. Er sagte trotz anfänglicher Bedenken zu und unterrichtete bis 1975 nebenberuflich drei Klassen in Arbeits- und Sozialrecht. Eine Tätigkeit, die ihm viel Freude bereitet habe.

1972 übernahm er die Leitung der Arbeitsstelle für Arbeits- und Sozialversicherungsrecht für Ausländer der Kölner Verbandszentrale, die mit der Ausländerbetreuung des Diözesan-Caritasverbands Aachen zusammengelegt wurde, wo er bis 1989 tätig war, auch in der Tarifkommission mitwirkte. Menschen bei arbeitsrechtlichen Problemen zu beraten und sie bis hin zum Bundesarbeitgericht zu vertreten, freute ihn ebenso, wie die Wertschätzung, die seinem Fachwissen entgegengebracht wurde. „Ich habe nachher Berater in ganz Deutschland ausgebildet“, berichtet er voll Stolz. Als die Nachfrage nach Beratung immer weiter wuchs und Räume dafür nötig wurden, machte er sich beim Diözesanverband der KAB für ein eigenes Haus stark. Mit Unterstützung des Bistums und des Landes entsteht das Aachener „Josef-Gockeln-Haus“, in dem der Diözesanverband, die Aachener Bezirksleitung und das Bildungswerk der KAB untergebracht sind.

Ratsuchenden zu helfen, machte ihn stolz

Eine Stärke von Willi Altgassen sei es, sich selbst zurückzunehmen und anderen das Gefühl zu geben, „er nimmt mich so, wie ich bin“, sagt Alfons Bäumer, bis 2014 Geschäftsführer der KAB Aachen und mit ihm befreundet. Mit der liberaleren Aufstellung „seiner“ KAB mit stärkerer Öffnung im gewerkschaftlichen und politischen Bereich habe Altgassen sich dagegen an der ein oder anderen Stelle schwer getan. „Er war sehr engagiert und fühlte sich bei diesen Veränderungen nicht mitgenommen“, erklärt Bäumer. Doch im kirchlich-gesellschaftlichen Bereich tätig gewesen zu sein und für Menschen etwas bewegt zu haben, die seinen Rat gesucht haben, das erfülle den 88-Jährigen bis heute mit Stolz.