Ein regionales Bündnis kirchlicher Gruppierungen und Einrichtungen setzte ein solidarisches Zeichen am Amazon-Verteilzentrum in Aachen
Seit Tagen überschlagen sich die Rabattmeldungen im Einzelhandel. Die aus vielen Gründen gedämpfte Kauflaune der Konsumenten soll mit Schnäppchen angekurbelt werden. Mittendrin im Black Friday-Trubel: der Konzern Amazon. Dass er in der ersten Reihe mitspielt, hat nach Ansicht kritischer Beobachter mit ausbeuterischen Praktiken im Geflecht seiner logistischen Strukturen und Abläufe zu tun.
Bild: Die Ruhe vor dem Sturm. Pastoralassistentin Anna Schlecht schaut auf den Logistikkomplex von Amazon. Dort, auf der grünen Wiese, laufen täglich die selben Prozesse ab, hoch effizient, aber auch zu Lasten der Beschäftigten beim Konzern und seinen Subunternehmen, mit enormen Zeit- und Leistungsdruck, der nach Ansicht von Kritikern in keinem Verhältnis zu der Bezahlung steht.
Ein breites Bündnis kirchlicher Gruppierungen und Einrichtungen aus der Region setzte am diesjährigen Black Friday, 25. November, am Amazon-Standort Aachen im Gewerbegebiet Avantis ein öffentliches Zeichen für Arbeitnehmerrechte. Vertreter von Fachberatungsstellen wiesen die Beschäftigten und Paketzusteller von Konzern und Subunternehmen auf ihre Arbeitsrechte und auf Beratungsangebote hin.
Bild: Betriebsseelsorgerin Ursula Rohrer versorgt Beschäftigte, die ihre Schicht im Verteilzentrum von Amazon antreten, mit Infomaterial. Viele eilen so vorbei. Manche ergreifen neugierig das Papier, wo in verschiedenen Sprachen Beratung und Hilfe angeboten werden.
Das Motto lautete "Make Amazon Pay!" Zurzeit läuft eine bundesweite Aktion von ver.di Deutschland, an der sich mit dem Einsatz in Avantis im Raum Aachen folgende Akteure beteiligten: KAB, Nell-Breuning-Haus, Betriebsseelsorge im Bistum Aachen, Beratungsstellen Arbeit in der Städteregion Aachen und die Beratungsstelle Arbeit im Kreis Heinsberg.
Ein witziger und bewegender Augenblick: Ein Beschäftigter kehrt rasch vom Bus zurück, um seine Kolleginnen und Kollegen noch rasch mit Müsli-Riegeln zu versorgen. Die Leckereien waren ein guter Türöffner, um kurz Kontakt zu bekommen. Außerdem drückten sie Wertschätzung aus, den Wunsch, dass die Menschen bei allen schwierigen Bedingungen Kraft erhalten.
Täglich fahren zu denselben Zeiten Busse aus unterschiedlichsten Ecken Westdeutschlands bei Amazon in Aachen vor. Auffällig: Die meisten Beschäftigten haben einen Migrations- oder Fluchthintergrund. Viele beherrschen die deutsche Sprache nicht. Kritiker sagen, Amazon nutzt ihre Lage aus. Einer erzählt freimütig, dass er studiert und mit dem Geld vom Job seine Familie in der Heimat unterstützt. Ein Leben am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft.
Täglich fahren zu denselben Zeiten Busse aus unterschiedlichsten Ecken Westdeutschlands bei Amazon in Aachen vor. Auffällig: Die meisten Beschäftigten haben einen Migrations- oder Fluchthintergrund. Viele beherrschen die deutsche Sprache nicht. Kritiker sagen, Amazon nutzt ihre Lage aus. Einer erzählt freimütig, dass er studiert und mit dem Geld vom Job seine Familie in der Heimat unterstützt. Ein Leben am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft.
Mit der Aktion wollte das Bündnis auch ein öffentliches Zeichen setzen, dass die Freude am vermeintlich günstigen Konsum auf die Knochen von Beschäftigten geht. Es gelang, eine Reihe von regionalen Medien für das Thema zu interessieren. Unser Bild zeigt Dr. Manfred Körber im Interview mit dem Lokalradio 100,5.