Die prekären Beschäftigungsverhältnisse von Frauen stehen im Fokus

Mit diesem Thema beschäftigen sich ein Film mit dem Titel „Work at all Costs“ sowie eine Veranstaltung im Nell-Breuning-Haus.

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Teamer*in gesucht
Datum:
Mittwoch, 2. Oktober 2024
Ort:
Nell-Breuning-Haus
Wiesenstraße 17
52134 Herzogenrath

Natalies Tagesablauf ist durchgetaktet. Aufstehen, das Kind für den Kindergarten fertigmachen, arbeiten, den Nachwuchs abholen und gemeinsame Zeit verbringen, Einkäufe erledigen, Essen kochen und am Abend schließlich noch die Wäsche machen und sich um den Haushalt kümmern: Diese Aufgaben stehen nahezu täglich auf ihrem Programm der Alleinerziehenden. Kapazitäten, sich zu informieren zu protestieren, zu organisieren, ihre Interessen und Forderungen einzubringen und durchzusetzen hat die junge Mutter aus Aachen nicht. Dabei steht für Natalie, deren Namen wir geändert haben, viel auf dem Spiel.

Denn ihr Arbeitgeber (eine Drogeriekette) möchte sie künftig mehr in Randzeiten einsetzen, doch das ist für die Mutter, deren Stellenumfang 85 Prozent beträgt, aufgrund der Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht umsetzbar. Der Einsatz in Randzeiten ist jedoch keine mittelbare Diskriminierung, solange der Arbeitgeber Natalie als Teilzeitraft nicht überproportional in Randzeiten einsetzt. Er darf ihre ‚Bereitschaft‘ zur Arbeit in diesen Zeiten auch in die Leistungsbewertung einfließen lassen. Kurz: Natalie ist verzweifelt, denn sie ist auf den Job angewiesen. Sie schafft es gerade eben, ihre Kosten selbst zu tragen. Aktuelle Stellenangebote sind vor allem Minijobs oder geringe Teilzeitstellen – das würde vermutlich ein Schicksal als Multijobberin bedeuten.

Die Geschichte von Natalie aus Aachen steht stellvertretend für das Schicksal unzähliger Frauen in ganz Europa, die sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen befinden. Mit dieser Thematik hat sich das Erasmus+ Projekt „Work at all Costs?“ auseinandergesetzt. Über einen Zeitraum von 30 Monaten haben sich die Projektmitarbeiter*innen mit verschiedenen Lebensverläufen von Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen in Europa befasst.

Die Gewerkschaften (Solidarumas aus Litauen und PODKREPA aus Bulgarien) und Bildungshäuser (Nell-Breuning-Haus Deutschland, Nowy Staw Polen und AFB Italien) haben mit betroffenen Frauen aus ganz Europa über ihre Erfahrungen gesprochen und diese in einem Film, einem Buch und in Lern- und Aufklärvideos zu ‚typischen verbotenen Szenen‘ an europäischen Arbeitsplätzen zusammengefasst. Dass es alles andere als leicht gewesen sei, mit diesen Frauen überhaupt ins Gespräch zu kommen, weiß auch Karin Reisige, die im Nell-Breuning-Haus die Projektleitung innehatte.

Nicht nur mit dem rund achtminütigen Film, der ab sofort auf YouTube zu sehen ist (https://www.youtube.com/watch?v=MkA5RjiwgyY), wollen die Projektmitarbeiter*innen auf das Thema aufmerksam machen. Darüber hinaus wird am Mittwoch, 2. Oktober, ab 9.30 Uhr eine gleichnamige Veranstaltung im Nell-Breuning-Haus stattfinden. Bei dieser sollen die Teilnehmer*innen über die zentralen Herausforderungen und Möglichkeiten ins Gespräch kommen, mit denen sich Bildungshäuser, Gewerkschaften, Politiker*innen und Europäer*innen in den kommenden Jahren befassen müssen.

Zudem stehen Workshops zu den Themen Zeit, Geld, Care und Anerkennung auf dem Programm. Sabine Verheyen, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments wird darüber hinaus in einem Impulsvortrag darauf eingehen, was ein demokratisches Europa leisten muss. Anmeldungen sind bis zum 23. September per E-Mai an seminar@nbh.de möglich.

Programm für den 02. Oktober