Sehr geehrter Herr Gulbins, vielen Dank für Ihre Anfrage zur Rentenpolitik und zur Zukunft der Altersvorsorge. Die Sicherung einer gerechten und verlässlichen Rente ist eine der zentralen sozialpolitischen Aufgaben. Ich unterstütze eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung, um Altersarmut zu bekämpfen und allen Menschen eine auskömmliche Rente zu garantieren. Gern gehe ich ausführlich auf Ihre Fragen und Ihr Konzept ein. 1. Finanzielle Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung Die gesetzliche Rente hat kein demografisches, sondern ein Gerechtigkeitsproblem. Um die finanzielle Stabilität langfristig zu sichern, setzen wir auf eine solidarische Erwerbstätigenversicherung, in die alle Erwerbstätigen einzahlen – also auch Beamt*innen, Selbstständige, Freiberufler*innen, Manager und auch Abgeordnete. Dadurch kann das Rentenniveau steigen, ohne dass dies allein zulasten der heutigen Beitragszahlenden geht. Zusätzlich wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze verdoppeln und versicherungsfremde Leistungen – wie die Finanzierung der Mütterrente – aus Steuermitteln finanzieren, anstatt sie den Beitragszahlenden aufzubürden. 2. Renteneintrittsalter und gesetzliche Regelung des Rentenniveaus Eine Anhebung des Renteneintrittsalters lehne ich entschieden ab. Schon jetzt bedeutet die Rente mit 67 eine faktische Rentenkürzung für viele, die in körperlich belastenden Berufen arbeiten und nicht so lange durchhalten können. Wir fordern eine Regelaltersgrenze von 65 Jahren. Wer 40 Jahre Beiträge gezahlt hat, soll bereits ab 60 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Das Rentenniveau muss wieder auf 53 Prozent angehoben werden, damit Menschen nach einem langen Arbeitsleben nicht in Armut fallen. Eine weitere Privatisierung der Altersvorsorge über Aktienmodelle lehne ich ab. Die gesetzliche Rente gehört nicht an die Börse. 3. Private und kapitalgedeckte Altersvorsorge Die Riester-Rente und ähnliche private Rentenmodelle haben sich als ineffektiv und teuer erwiesen. Wir setzen auf eine Stärkung der gesetzlichen Rente, in die Riester-Verträge überführt werden können. Betriebsrenten sollen gestärkt werden, indem Arbeit"geber" mindestens 50 Prozent der Beiträge übernehmen. 4. Bekämpfung der Altersarmut Altersarmut ist eine wachsende Bedrohung, insbesondere für Menschen mit niedrigen Löhnen, erzwungener Teilzeit oder Erwerbslosigkeit. Deshalb fordern wir eine solidarische Mindestrente: Wer im Alter keine auskömmliche Rente erhält, bekommt einen Zuschlag bis zur Armutsrisikogrenze von derzeit rund 1.400 Euro – inklusive Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen und einem Mietzuschuss in teuren Regionen. 5. Notwendige Reformen für ein gerechteres Rentensystem • Einführung einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung für alle • Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent • Abschaffung der Rente mit 67, Rückkehr zur Regelaltersgrenze von 65 Jahren • Abschlagsfreie Rente ab 60 Jahren nach 40 Beitragsjahren • Stärkung der Betriebsrenten mit verpflichtender Arbeitgeberbeteiligung • Finanzierung versicherungsfremder Leistungen über Steuern statt Rentenbeiträge • Zurückdrängen des Niedriglohnsektors und bessere Absicherung von Erwerbsbiografien mit Unterbrechungen Vielen Dank für die Zusendung Ihres Konzepts. Ich erkenne viele Ähnlichkeiten zu meinen Forderungen bzw. denen meiner Partei. Manche Lösungsvorschläge weichen ab - was nicht zwangsläufig bedeutet, dass Sie oder Die Linke weiterreichende Forderungen aufstellt, so meine Interpretation. Wir teilen das zentrale Anliegen der KAB: Die gesetzliche Rente muss als solidarisches Umlagesystem erhalten und gestärkt werden. Eine Erhöhung des Rentenalters lehnen wir entschieden ab. Stattdessen braucht es ein stabiles Rentenniveau von sogar 53%, damit Rentner:innen ihren Lebensstandard halten können. Auch wir fordern eine Pflichtversicherung für alle Erwerbstätigen, inklusive Selbstständige und Abgeordnete, sowie eine gerechtere Finanzierung durch höhere Bundeszuschüsse. Diese müssen die versicherungsfremden Leistungen ausgleichen, die bislang aus Rentenbeiträgen finanziert werden. Während die KAB auf eine „Garantierte Alterssicherung“ setzt, sehen wir eine starke gesetzliche Rente als beste Absicherung gegen Altersarmut. Rente darf nicht isoliert betrachtet werden. Um die Rente langfristig zu stabilisieren, setzen wir daher auf gute Löhne, eine höhere Tarifbindung und eine bessere Integration von Frauen und Migrant:innen in den Arbeitsmarkt. Wir fordern außerdem eine Mindestrente von 1.400€, das ist eine zentrale Forderung im Wahlkampf. Eine gerechte Verteilung der Lasten bleibt dabei entscheidend: Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache. Private Kapitalmärkte lehnen wir klar als Lösung ab. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und die konstruktive Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema. Gerne bleibe ich dazu mit Ihnen im Austausch. Mit freundlichem Gruß Fabian Fahl