Suchet der Stadt Bestes (Jer29,7)

Krefeld: Bericht über einen ökumenischen Gottesdienst

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Datum:
Di. 16. Apr. 2019

Am 13. April 2019 fand in der Alten Kirche in Krefeld ein Gottesdienst unter dem Motto "Suchest der Stadt Bestes - Jeremia 29,7" ein Gottesdienst statt. Anlass war die Würdigung und Unterstützung des Arbeitslosenzentrums sowie der Umgang mit Arbeits-/Langzeitarbeitslosen in der Gesellschaft.

Pfarrer Bautz eröffnete den Gottesdienst und erzählte, dass er mit anderen in der Passionszeit Kraft schöpfte, um denen, die Hilfe benötigen zu unterstützen. Es wurde über die Arbeit des Arbeitslosenzentrums (ALZ) nachgedacht - wie wichtig deren Arbeit für Arbeitslose, Aufstocker und Grundsicherungsrentner, kurz den ärmeren Mitbürgern ist, ihnen mit Rat, Hilfe und Begleitung beizustehen. Dabei werden diese Menschen ernst genommen und man begegnet ihnen auf Augenhöhe.

Herr Vössing vom Förderverein des ALZ sprach ein Grußwort und erinnerte daran, dass der Verlust des Arbeitsplatze auch die ganze Familie betrifft. Sie führt zu finanziellen Einschränkungen. Das bedeutet wiederum, dass die Kinder plötzlich ihren gewohnten Aktivitäten nicht mehr nachkommen können. Arbeitslosigkeit bedeutet aber auch oft: Wohnungsnot, Energieverlust, plötzlicher Papierkrieg, der nicht verstanden wird usw. Hier helfen die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des ALZ. Auch findet ein Coaching in die Selbständigkeit statt.

Pfarrer Sinowzik sprach über den Text "suchet der Stadt Bestes vor". In diesem Text hatten die Israeliten in Babylon die Möglichkeit, sich zu integrieren oder in der Gefangenschaft zu verharren. Die Verachtung der Gesellschaft bewirkt, dass Langzeitarbeitslose sich aufgeben, sich wertlos fühlen. Hier unterstützt das ALZ. Die gesellschaftlichen Regeln sind dafür da, die Armen, Arbeitslosen usw. zu unterstützen und nicht wegzuschauen.

Herr Sokoll vom ALZ wies darauf hin, dass das ALZ bereits vor etwa 30 Jahren gegründet wurde, um den Arbeitslosen aktive Hilfe und Beistand auf Augenhöhe zu geben. Er erinnerte daran, dass in Krefeld über 30.000 Menschen auf AGL-II angewiesen sind. Alleine 2018 wurden 3200 Beratungsgespräche geführt. Davon waren 70% Jobcenter (JC)-Kunden, also Langzeitarbeitslose und Kranke, die vom JC überfordert waren.
2 Beispiele:
1. Eine junge schwangere Frau sollte 600 Euro Stromgebühren nachzahlen. Der Frau sollten 280 Euro, die an die SWK abgeführt werden sollten, von der Regelleistung abgezogen werden. Damit hatte diese Frau kaum noch etwas zum Leben. Mit Hilfe des ALZ musste die Frau nur eine Rate von 42 Euro plus der monatlichen Stromgebühr bezahlen. Die Ratenzahlung verlängerte sich zwar, aber die Frau hatte mehr Geld zum Leben.
2. Eine schwerkranke Frau verlor ihre Wohnung, weil sie nicht in der Lage war, die Vorgaben des JC zu erfüllen. Das ALZ rettete die Möbel und zwei Monate später hatte die Frau eine neue Wohnung.

"Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl."
Arbeitslosigkeit bringt die Gefahr, anderen fremd zu werden, Verachtung und Gleichgültigkeit zu erfahren. Ihre Menschenwürde wird nicht geachtet. "Haste was, dann bist du was" - Haben = Sein. Selbst Erich Fromm hat diese Gleichsetzung in Frage gestellt. "Wir brauchen Verbündete (in dieser Stadt), die den Verachteten ein neues Gesicht geben." Und Heiner Geißler sagte: "Für einen Christen reicht die Not des anderen, ihm zu helfen."

"Dieser Gottesdienst mahnte, die jedem Menschen von Gott gegebene Würde nicht mit Füßen zu treten - sei es verdeckt oder öffentlich. Und zugleich sollte ermutigt werden, Arbeitslosigkeit nicht wie ein gottgegebenes Schicksal hinzunehmen, sondern Wege zu suchen, die bestehende Not zu mildern und aus ihr herauszuführen - ganz im Sinne des Propheten Jeremia zum Wohle "Stadt- und Land"."

KAB-Mittlerer Niederrhein