Der Sonntag muss Sonntag bleiben

– auch in Corona-Krisen-Zeiten!

Sonntagsschützer (c) KAB
Datum:
Mo. 6. Juli 2020

Dies fordert die KAB der Diözese Aachen in einer Stellungnahme.

Keine Aufweichung des Sonntagsschutzes!

Den gegenwärtigen Überlegungen von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit vier Sonntagsöffnungen in der zweiten Jahreshälfte die Konjunktur anzukurbeln, erteilt die KAB der Diözese Aachen eine deutliche Absage.

Seit Jahren agieren Handelsverbände und -kammern offensiv gegen den in der Verfassung verankerten Sonntagsschutz und scheuen dabei nicht, mit Angstszenarien den wirtschaftlichen Zusammenbruch an die Wand zu malen. Die Corona-Pandemie wird nun missbraucht, um in dieser Strategie fortzufahren!

Vergessen bleiben dabei die im Shutdown gehaltenen Sonntagsreden und die verteilten Blümchen und Schokoladen an die im Handel Beschäftigten, die die Last dieser zusätzlichen Öffnungen zu tragen haben.

Bereits im Jahr 2011 haben VertreterInnen aus den Gewerkschaften und der beiden Kirchen mit deutlichen Worten auf den Sonntagsschutz hingewiesen: „Die Verantwortlichen in den Betrieben, Unternehmen und ihren Verbänden sind ermahnt, ihr unternehmerisches Handeln dem Schutz des arbeitsfreien Sonn- und Feiertags unterzuordnen sowie die Würde dieser kulturellen Errungenschaft anzuerkennen und zu respektieren. Die Respektierung des Sonntags spiegelt die Wertordnung einer Gesellschaft wieder, sowie auch jener, die sie maßgeblich gestalten können. Wir alle stehen in der Verantwortung, uns für den Erhalt des Sonntags zum Wohle einer humanen Gesellschaft einzusetzen.“
(Gemeinsame Erklärung des Bischofs von Aachen, des DGB-Vorsitzenden der Region NRW Süd-West und der Superintendenten der Evangelischen Kirchenkreise Aachen und Jülich, Juni 2011)

Wir widersprechen dabei auch den ausgesprochenen Ankündigungen, wonach es sich bei den geplanten Überlegungen um eine Ausnahme handeln sollte. Ein wirtschaftspolitisches Signal, das falsch ist, bleibt auch falsch, wenn es als Ausnahme beschrieben wird. Richtig wäre es, was die Bundesregierung – und dafür gilt unser Lob – in kleinen Ansätzen beim Konjunkturpaket in den Blick genommen hat, nicht die Kauflust bzw. -möglichkeiten sondern die Kaufkraft zu stärken. Unseres Erachtens ist dies das richtige Signal, um den Handel anzustoßen.

Das Argument, dass die Kundenströme entzerrt werden, sticht nicht, da das Konsumverhalten angesichts von Kurzarbeit und der Angst vor einem Arbeitsplatzverlust verständlicherweise zurückhaltend ist und auch bleiben wird. Mit einem leeren Portemonnaie durch die Fußgängerzonen zu streifen, kann wohl nicht Bestandteil eines Konzeptes der Belebung der Innenstädte sein. Vielleicht ist bei den Kunden nicht nur Angst im Spiel, oder gar Kaufunlust, sondern die empirisch belegte Erkenntnis der Menschen – als Lehre aus der Pandemie –, dass wir tatsächlich nicht mehr so viel konsumieren brauchen und sollen.

Noch ein Wort zum Onlinehandel: Vermehrte verkaufsoffene Sonntage sind keine wirksame Strategie gegen den Onlinehandel, sondern Richtungspfeile auf die Verliererstraße. Primär ist die Politik gefordert Chancengleichheit herzustellen und bessere und gerechte Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Onlinehandel mit seinen globalen Playern und das angeschlossene Logistiksystem basieren auf dem unsozialen Prinzip, Lohnkosten drastisch zu drücken, Steuern zu vermeiden und ökologische Folgekosten aus den Preisen herauszurechnen. Das System Fleisch und die Fleischindustrie haben uns das ja in den vergangenen Wochen gelehrt! Dagegen sollten sich die politischen Proteste und Anstrengungen richten, um gerechte Marktbeziehungen für den Handel zu schaffen – auch als Appell an die VerbraucherInnen.

Fazit:  Der Sonntag muss Sonntag bleiben – auch in Corona-Krisen-Zeiten!

Zur Stellungnahme